"Mental First Aid - Erste Hilfe für die Seele" ist der Name eines Projekts, das die Studienberatung der Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Lemgo im Februar 2019 begonnen hat. Der Hintergrund: Die Häufigkeit von psychischen Störungen nimmt zu, wie Auswertungen der Krankenkassen zeigen. Jede/r vierte Studierende bundesweit leidet an Angst- und Panikattacken. Dafür gibt es viele Gründe: die Verdichtung und Verkürzung des Studiums, Leistungs- und Konkurrenzdruck, Verlust des vertrauten Umfeldes bei Studienbeginn oder Unsicherheit vor oder während des Auslandssemesters.
Mental First Aid - Der Erste-Hilfe-Kurs für die Seele auf YouTube
https://www.th-owl.de/studium/im-studium/weiterbildungen/mental-first-aid/
Obwohl in fast jeder Hochschule die Studienberatung psychosoziale Angebote für belastende Situationen bereithält, scheint der Schritt dorthin für Studierende oft zu groß zu sein. Deshalb entstand der Gedanke, Studierende zu Ersthelferinnen und Ersthelfern auszubilden, die Ansprechpartner/innen für Andere in Krisen sein sollen. Damit wird ein niedrigschwelliges Angebot geschaffen. Inhalte des dreitägigen Kurses sind:
Wie baue ich eine vertrauensvolle Beziehung auf? Grundlagen der Helferkompetenz
Wie kann ich jemandem sagen, dass ich mir um sie / ihn Sorgen mache? Ansprache von Menschen in Krisen
Wie kann ich jemanden motivieren, die Hilfe von Expertinnen und Experten in Anspruch zu nehmen?
Was darf und kann ich als Laie in einem Hilfeprozess überhaupt leisten und was nicht? Rolle und Selbstverständnis der Helferin / des Helfers in Angelegenheiten der mentalen Gesundheit
Grundwissen über Krisen und psychische Störungen.
Flyer der Hochschule im PDF Download
Möglich wurde das Projekt durch das Präventionsgesetz, das den Krankenkassen Mittel für sog. lebensweltbezogene Präventionsmaßnahmen bereitstellt - und in diesem Fall ist die Hochschule die Lebenswelt. Gefördert wurde es durch die BKK ArGe Ostwestfalen-Lippe, einem Zusammenschluss von sieben Betriebskrankenkassen. Inzwischen wird das Seminar regulär zwei Mal pro Jahr in Eigenregie der Hochschule angeboten.
Die Kurse wurden von Dr. Barbara Weißbach, Geschäftsführerin des IUK Instituts entwickelt und werden von ihr durchgeführt. Sie hat langjährige Erfahrung mit dem international bekannten "Mental Health Facilitator" (www.mhf-de.de). Die praktischen Übungen zur Gesprächsführung werden mit der Schauspielerin Judith Evers (www.eversschauspiel.com) umgesetzt. Die Studierenden haben acht Stunden lang Gelegenheit, die Ansprache von Menschen in Krisen zu üben, gemeinsam auszuwerten und Alternativen zu finden.
Das Seminar wird auch für Mitarbeitende und Lehrende der Hochschule angeboten. Es wurde immer sehr positiv evaluiert.
Ein Leitfaden zur Ansprache von Menschen in Krisen wurde inzwischen erarbeitet und steht den Absolventinnen und Absolventen der Seminare zur Verfügung. Er basiert auf vier Cases und behandelt häufig gestellte Fragen rund um das Thema "Gesprächsführung in Krisen".